von Kelten, Römern, Krieg und Frieden

Keltischer Ringwall - Heidenmauer Bad Dürkheim
Keltischer Ringwall - Heidenmauer Bad Dürkheim © Touristinfo Bad Dürkheim

Bereits in der Steinzeit siedelten Menschen in unserem Gebiet, Primitive Steinwerkzeuge und Jagdgeräte zeugen von ersten menschlichen Spuren als Jäger und Sammler; später, in der Jungsteinzeit, als die Menschen sesshaft wurden, betrieben sie dann auch Ackerbau und Viehzucht.
In der jüngeren Eisenzeit (450 v. Chr. – 0) besiedelten die Kelten das Land.

Sie sind der älteste namentlich bekannte Völkerstamm dieser Gegend. Aus dieser Zeit stammt z. B. die Heidenmauer bei Bad Dürkheim, eine keltische Fluchtburg mit Ringmauer. Ein reich ausgestatteter Grabfund zur Zeit des Eisenbahnbaus im 19. Jahrhundert, sowie Stichgrabungen im Jahr 2009 am Bergplateau der Klosterruine Limburg bei Bad Dürkheim lassen gar auf den dortigen Sitz eines keltischen Fürsten bzw. einer keltischen Fürstin schließen.

Doch dann ging es los. Die Römer kamen über die Alpen und blieben als Besatzungsmacht ca. 500 Jahre in dieser Region. Und wie das so üblich war, man arrangierte sich, lebte miteinander, heiratete untereinander. Einen Teil seiner Kultur behielt man, ein Teil der fremden Kultur wurde übernommen und aus der Verschmelzung beider Kulturen gingen die Kelto-Romanen hervor.

Hier wird es nun spannend für unsere Region, denn ...

... was wäre, wenn die Römer nicht gekommen wären?

Ihnen verdanken wir den Weinanbau mit allem, was dazu gehört, und sie brachten uns die „Keschde“ (Esskastanie), da sie das Holz der Bäume für die Weinbergspfähle und den Fassbau brauchten.

Viele unserer Ortschaften wurden an römischen Handelswegen errichtet. Es entstanden zivile römische Siedlungen und Veteranen erhielten Landgüter, wie z.B. die Villa Rustica in Wachenheim oder das römische Weingut Weilberg bei Ungstein, beides ganz in der Nähe der Urlaubsregion Freinsheim.

Zahlreiche linksrheinische Städte gehen auf römische Kastelle zurück wie Mainz, Speyer oder Worms. Speyer und Worms werden Zentren der Romanisierung, Speyer wird bereits 346 Bischofssitz.

Römisches Weingut Weilberg
Römisches Weingut Weilberg © Dörr, Urlaubsregion Freinsheim

Wie aus der Geschichtsstunde bekannt...

... beginnt zu dieser Zeit der Zerfall des Römischen Reiches. Die Merowinger übernehmen ab dem 5. bis ins 8. Jahrhundert die Macht. König Chlodwig baut das Großreich der Franken auf. Seine Söhne teilen das Reich in Gaue auf, in denen der Gaugraf den König vertritt. Unsere Region gehörte damals zum Speyergau und zum Wormsgau. Besonders Dagobert I. bleibt als Bauernfreund und in unserer Region als Stifter der Ganerben (Haingeraide) in Erinnerung. Das heißt, große, geschlossene Waldgebiete gingen aus dem Besitz des Königs zur Nutzung in das allgemeine Eigentum über.

Die Nachfolger werden die Karolinger (768 - 911). Ihr bekanntester Vertreter ist der Franke Karl der Große. Er wird zum ersten Kaiser des “Heiligen Römischen Reiches“ gekrönt (800 in Rom). In diesen Zeitraum fallen auch die ersten urkundlichen Einträge in unserem Gebiet. Dackenheim wird erstmals 768, Kallstadt 824 sowie Weisenheim/Bg. 771 und Weisenheim/Sand 771 im Lorscher Kodex erwähnt. Erpolzheim geht auf eine Salhofgründung des fränkischen Sippenführers „Erbold“ zurück. Freinsheim wird als „frainsheim“ in einer klösterlichen Urkunde aus dem Jahr 774 erstmals schriftlich erwähnt, ebenso Herxheim am Berg.

Auf Karolinger folgen Konradiner...

Klosterruine Limburg
Klosterruine Limburg © Touristinfo Bad Dürkheim

... und Ottonen bis schließlich die Salier die Kaiser stellen. Sie sind für unsere Region sehr wichtig, denn in ihre Zeit fällt die Grundsteinlegung des Speyerer Doms durch Konrad II um 1027.
Doch zuvor widmete er die Limburg, seine Stammburg, als Dank für die Wahl zum Deutschen König in das einzige Reichskloster der Salierdynastie um. Die Benediktinerabtei wurde 1042 fertiggestellt und in Anwesenheit des Herrschers geweiht.
Die große Bedeutung des Klosters - es war zu seiner Zeit einer der bedeutensten Kirchenbauten der Christlichen Welt - wird durch die über dreißigjährige Aufbewahrung der Reichskleinodien besonders unterstrichen.

Es folgen die Stauffer mit Friedrich Barbarossa und Heinrich VI..

 

Das Land durchlebte aufregende Zeiten

Die Geschichte der „Pfalzgrafenschaft“ beginnt. Sie ist kein geschlossenes Gebiet, sondern eine Mischung aus Territorialherrschaft, Lehen, Vogtei-, Zoll-, Steuer-, Jagd- und Geleitrechten. Kaiser Barbarossa überträgt 1156 seinem Stiefbruder Konrad von Staufen die Würde eines Pfalzgrafen. 1329 werden Bayern und die Pfalz getrennt. Die Zeit der Pfälzer Kurfürsten beginnt und damit auch ständige Fehden und Streiterein mit den bis dahin erstarkten Rittergeschlechtern. In unserem Gebiet waren dies besonders die Grafen von Leiningen bzw. Pfalz-Zweibrücken, die von nun an fast in ständiger Fehde mit dem Kurfürsten lagen.

Es tobten erbitterte Erbfolgekriege, z. B. der Landshuter Erbfolgekrieg von 1503-1505, bei dem unter anderem das Kloster Limburg zerstört wird. Die Region ist zerrissen zwischen den einzelnen Herrschaftsgebieten: Freinsheim, Dackenheim und Weisenheim/Sand kamen zu den Kurpfälzern und blieben dort mehr als 300 Jahre.

Schon vor dieser Zeit entstand in Freinsheim die starke Befestigungsmauer mit ihren mächtigen Stadttoren. Dem gegenüber blieben die anderen Dörfer im Herrschaftsbereich der Leininger Grafen und der Ort Herxheim am Berg wurde ebenfalls mit einer Verteidigungsmauer versehen, eben gegen die Kurpfälzer.

Die Pestzüge entvölkerten ganze Dörfer. Erbfolgekriege, Bauernaufstände während der Reformation und Dreißigjähriger Krieg taten ein Übriges. Der Pfälzische Erbfolgekrieg von 1688-1697, in dem der französische König Ludwig XIV. angebliche Erbansprüche seiner Schwägerin Liselotte von der Pfalz durchzusetzen versuchte, wütet am schlimmsten. In diesem Krieg verbrannte auch das mittelalterliche Freinsheim. 

 


Die Federzeichnung von Peter Hamman aus dem Jahre 1690 (Foto: Stadtarchiv Worms) zeigt Freinsheim am 31. Mai 1689, vier Monate vor seiner Zerstörung. Wie Säulen stehen die Rauchwolken der brennenden Städte Oppenheim, Worms und Speyer am Horizont.

Speyer, Worms, Alzey und auch das schöne Heidelberg wurden zerstört, es war ohne Zweifel der bis dahin brutalste Krieg, die Pfalz stand in Flammen.

Federzeichnung Peter Hamman von 1690
Federzeichnung Peter Hamman von 1690 © Stadtarchiv Worms

Vom 18. Jahrhundert bis heute

Aber bevor die Französische Revolution 1789 mit den Revolutionskriegen über die Landesgrenze schwappt werfen wir schnell noch einen Blick auf das andere wichtige Geschlecht in unserer Region, die Grafen von Leiningen. Sie sind „reichsmittelbar“, aber durch Lehen auch dem Kurfürsten verantwortlich. Sie spalten sich durch Erbteilung in mehrere Linien. Ihre Stammburg ist Altleiningen. Ebenso werden sie durch die Beauftragung der Schutzvogtei über das Kloster Limburg zu Herren der zunächst illegal auf klösterlichem Grund errichteten Hardenburg hinter Bad Dürkheim. 1779 werden sie gar in den Reichsfürstenstand erhoben.

Während der nun folgenden Französischen Revolution wird die Pfalz als direktes Nachbarland wieder stark in Mitleidenschaft gezogen. 1801 wird das linksrheinische Gebiet französisches Territorium. Der „Code Napoleon“ („Code Civil“) wird eingeführt. Nach der Niederlage Napoleons gelangt 1816 die Pfalz durch den Wiener Kongress zu Bayern. Dies bleibt so bis 1945.

Am 30. August 1946 entsteht aus Pfalz, Rheinhessen und Teilen der preußischen Rheinprovinzen das Bundesland Rheinland Pfalz.